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GRUNDGEDANKEN
Das vorliegende Konzept stellt einen Versuch vor, durch kooperative Unterstützung ein vielfältiges und reiches Bewegungs-angebot für Kinder in Kindergarten und Volksschulen mit zu gestalten und damit dem fortschreitenden Bewegungsmangel entgegen zu wirken.
Die heutige, hochtechnisierte Gesellschaft zeigt enorme Defizite im Bereich der natürlichen Bewegungsbedürfnisse. Fast täglich ist in den Tageszeitungen und Wochenjournalen über die Probleme der modernen Gesellschaft zu lesen. Haltungsschäden, Übergewicht, Bewegungsarmut bis hin zur Bewegungslosigkeit.
Die Ursachen hiefür sind vielfältig, wie auch zahlreiche Artikel in Tageszeitungen und Wochenjournalen zeigen. Zwar zeigen die Kommunen und Entwickler von Spielplätzen schon einiges an Kreativität und versuchen sowohl den traditionellen Bewegungs- und Sportarten als auch neuen Trends und Entwicklungen Rechnung zu tragen, das alles hilft jedoch reichlich wenig, wenn dann die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen nicht stimmen.
Der Bewegungsraum unserer Kinder wird wohl durch die zunehmende Technisierung einerseits und durch Verbote andererseits – die zumeist aus Ängsten resultieren - immer noch mehr eingeschränkt. Und das nicht nur im städtischen Bereich.
Und noch weitere Einschränkungen erfährt der angeborene Bewegungsdrang unserer Kinder, neben Einschränkungen und Verboten sind es auch die wohldefinierten Formen der Bewegungsvorgaben, Erzieher, Lehrer und Trainer zeigen „wie man´s macht“, „wie´s richtig gehört“. Der „Entwicklungsspielraum“ geht immer mehr verloren. Die gesamten Rahmenbedingungen für einen gesunden Zugang zu natürlichen, individuell entwickelbaren Bewegungsformen werden durch strukturelle und funktionelle Strukturen maßgeblich eingeschränkt. Die Sportwissenschaft und damit die Methodik des Sports ist schon so weit fortgeschritten, daß es beinahe für jede Bewegungsart „formelle Ideal-Bewegungsvorschriften“ gibt. Aber selbst der Hochleistungssport lebt schlussendlich von der Kreativität seiner Akteure! Wer beim Skifliegen weiter fliegen will erschließt sich neue Techniken. Aber auch im immer beliebteren Freizeitsport kann man diese Phänomene beobachten, wie die vielen Beispiele des „richtigen Laufens“ zeigen.
Was ist richtig, was ist falsch? Das sollte für die kleinsten Menschen noch keine Rolle spielen. Ein gesunder Mittelweg ist wohl wie in den meisten Lebensbereichen angebracht. Lassen wir die Kinder nach ihrer Intuition agieren, beobachten wir und seien wir da als kompetenter Partner, aber verhindern wir nicht! Das heißt jedoch nicht, daß Anleiten, Vorzeigen und Erklären gänzlich abzulehnen ist, aber einfach sehr sorgsam eingesetzt werden soll.
Bewegung wird immer mehr instrumentalisiert, aus durchwegs funktionalen Gesichtspunkten: zur Gesunderhaltung, zur Bewahrung der Jugendlichkeit, zu gesellschaftlichen Zwecken.
Sport und Bewegung haben grundsätzlich ein sehr positiv besetztes und hoch bewertetes Image in unserer Gesellschaft. Leider gilt das nicht in eben solchen Maße für eine natürliche, gesellschaftlich anerkannte Bewegungskultur von Kindheit an.
Schon unsere Kinder werden mit der „Bewegungslosigkeit“ unserer Gesellschaft konfrontiert. Diese „Bewegungslosigkeit“ liegt laut jüngsten Erhebungen bereits bei mehr als 60% der Bevölkerung vor. Ein Schneeballsystem, das schon heute katastrophale Auswirkungen für unsere Gesundheit und damit unser Gesundheitswesen zeitigt.
Sporttreiben wird einerseits immer spezialisierter und hoch-technisiert und andererseits entwickeln wir uns immer mehr zu Passiv-Sportlern oder zu „Passiv-Aktiv-Sportlern“, das heißt, wir lassen mit uns tun. Ein Beispiel hiefür sind die zahllosen Kauf-Gymnastikvideos oder in extremen Auswüchsen „Bewegungs-angebote“ wie „Slender you“.
Diese Auswüchse und Entwicklungen, aber auch die gesellschaftlich bedingte Einschränkung auf den reglementierten und wohl-strukturierten Sport, lässt kaum noch Raum für eine kreative, kindorientierte und selbstbestimmte Bewegungskultur. Es gab noch nie so viele Angebote für Kinder für ihre Freizeitbeschäftigung, auch im Bereich der sportlichen Bewegung (vgl. Spiel- & Sportplätze, Bäder, Sporthallen, etc.). Aber unsere Kinder waren dennoch noch nie so arm an Möglichkeiten, ihre Umwelt – vor allem ihre Bewegungsumwelt – selbsttätig und selbstbestimmt zu erfahren. Warum dies so ist, kann nur durch die nachhaltigen Veränderungen der sozialen und ökologischen Umwelt erklärt werden. Der allzeit präsente Stress, den wir alle rund um uns wahrnehmen zeigt auch und vor allem hier seinen negativsten Niederschlag.
Einige der unter "Kindheit heute" zu findenden Faktoren sind system- bzw. gesellschaftsimmanent und damit kaum umgehbar bzw. veränderbar, das heißt, wir müssen damit umgehen lernen und Fähigkeiten und Methoden erarbeiten, um die negativen Einflüsse hintan zu halten und versuchen mit den neuen Gegebenheiten umzugehen. Veränderungen bringen auch immer neue Möglichkeiten mit sich. Künstlich geschaffene Welten werden niemals die natürliche Bewegungsumwelt für unsere Kinder ersetzen können, aber sie können eine Ergänzung bzw. eine Unterstützung zum Einstieg in die natürliche Bewegungsumwelt darstellen.
Unter welchen Gesichtspunkten soll nun frühkindliche Bewegungs-erziehung passieren:
Þ Raumgestaltung & Einrichtungen an Bewegungs-bedürfnissen angepasst
Þ Im gesamten Tagesablauf viel Freiraum für selbstgewählte, situative Bewegungsspiele
Þ Gezielte offene Bewegungsangebote & regelmäßige (auch angeleitete) Bewegungserziehung
Þ Gelegenheiten für selbsttätige Aneignung der Lebensumwelt (veränderbare Spielräume, sinngebende Materialien
Þ Zunehmend Aktivitäten nach draußen verlagern
Þ Als Gegenpol zur optischen und akustischen Reizüberflutung die Erfahrung mit „körpernahen“ Sinnen fördern (tasten, fühlen, sich bewegen)
Þ Förderung primärer Erfahrungen (unmittelbares Tun und Handeln)
(aus „Handbuch der Bewegungserziehung“, Renate Zimmer, 1993)